Uniper verbrennt in Datteln Geld

Uniper verbrennt in Datteln Geld - und keine Kohle

Unternehmen gesteht erhebliche Baumängel ein

Neueste Meldungen vom Todeskampf des (unheilbar) schwer kranken Patienten


Jedes Quartal muss Uniper eine neue Hiobsbotschaft senden, Ende 2017 hieß es, nachdem es nach einigen Tagen Probebetrieb zu Problemen gekommen war, alles sei nicht so dramatisch, der übersehbare Schaden, die „minimalen Risse“ in den Schweißnähten seien kurzfristig zu beheben, noch in 2018 könne man mit der Stromproduktion beginnen.
Dann im März 2018 wurden die offenbarten Probleme schon größer, man präzisierte den Schaden auf 35.000 undichte Schweißnähte, aber man weigerte sich anzuerlennen, dass der Kessel mit dem darin verbauten T24-Wunderstahl aus China völlig unbrauchbar sei.
Jetzt im Mai lässt uns das Unternehmen wissen, dass die Kesselanlage komplett ausgetauscht werde müsste.  Die Inbetriebnahme des Kraftwerks dürfte sich dadurch bis 2020 verzögern, hieß es.

Dabei hatte Eon doch der Stadt Datteln in einem Vertrag versichert, das Kraftwerk in 30 Monaten nach Erteilung der Baugenehmigung fertig zu stellen und in Betrieb zu nehmen. Diese Frist endet bereits im Sommer 2019.

Ein Baustopp aufgrund juristischer Auflagen würde diese Frist sicherlich verlängern, weil dies nicht dem Unternehmen angelastet werden kann. Doch einen durch Klagen verursachten Baustopp hat  es seit der Erteilung der Baugenehmigung am 19. Januar 2017 nicht gegeben. Die Bezirksregierung hatte ja „sofortigen Vollzug“ angeordnet, die Gerichte hatten eine Eilentscheidung nicht für notwendig empfunden.
Verzögerungen aufgrund technischer Mängel muss man aber allein der Uniper SE zurechnen – denn dies sind Mängel, mit denen das Unternehmen hätte rechnen müssen, weil das Problem mit dem sog. Wunderstahl spätestens seit 2011 bekannt ist, als in Duisburg-Walsum, wo die Evonik-Tochter Steag ein gigantisches Steinkohlekraftwerk fertig gebaut hat, Risse in den Schweißnähten des Dampfkessels aufgetreten waren.

Nicht nur, dass das Kraftwerk an einem Standort in unmittelbarer Nachbarschaft zur Wohnbebauung errichtet wurde, an dem es hätte nie erbaut werden dürfen – das wird eines Tages noch vor Gericht verhandelt. Jetzt erweist sich die umstrittene Anlage selber als offenbar unausgereift und offenkundig sehr fehleranfällig. Für die Behebung dieser gravierenden Baumängel kündigt der Konzern außerplanmäßige Wertberichtigungen auf das Kraftwerk in Höhe von 270 Millionen Euro an.

Wessen Geld wird eigentlich durch die Schlampereien am Uniper-Kraftwerk Datteln 4 verbrannt?


Nicht nur die Kritiker des Projektes fragen sich, ob der neu einzubauende Kessel denselben hohen Wirkungsgrad haben wird, von dem die Kraftwerksingenuere seit 2005 prahlen: das sei ein technischer Quantensprung, der die Kohleverstromung revolutioniere. Oder muss man jetzt auf konventionellen Stahl zurückgreifen, mit dem sich die angepeilten Ziele jedoch nicht erreichen lassen.

Auf Antrag der Wählergemeinschaft Die Grünen hat der Rat der Stadt Datteln in dieser Woche beschlossen, in die nächste Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung (am 03. Juli 2018) einen Vetreter des Kraftwerkerbauers einzuladen, um von diesem Expeten aus erster Hand alle offenen Fragen beantwortet zu bekommen.


Darüber hinaus ist für uns hier in Datteln nur schwer einzuschätzen, was es bedeutet, wenn seit einigen Monaten immer mal wieder die Meldung verbreitet wird, dass Eon seine Anteile (46,65 %) an Uniper für 3,8 Mrd. Euro an den finnischen Energiekonzern Fortum verkauft habe. Es heißt aber auch, dass die für den endgültigen Wechsel des Großaktionärs notwendigen Genehmigungen der Regulierungsbehörden, etwa in Russland, verweigert worden seien.
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