Strom – vom Feld

14.05.2025


Finden sich Interessenten, die in Datteln in Freiflächen-Photovoltaik investieren?

Eine Machbarkeitsstudie der „tetraeder.solar gmbh“ hat die Potenziale für Freiflächen-Photovoltaik in Datteln untersucht und mehrere geeignete, raumverträgliche Potenzialstandorte für Freiflächen-Photovoltaikanlagen im Stadtgebiet gefunden.

Zur DNA der grünen Bewegung gehört es, Wege zu finden und zu fördern, die geeignet sind. die CO2-Emissionen im allgemeinen und natürlich auch hier vor Ort in Datteln zu reduzieren sowie den Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix zu steigern.


Solaranlagen auf Dächern finden sich inzwischen überall in Datteln; und auch die sog. Balkon-Kraftwerke mit 600 bis 800 Watt Leistung sind an vielen Gebäuden zu sehen. Eine Freiflächen-Solaranlage gibt es dagegen in Datteln noch nicht. Um herauszufinden, ob hierfür in Datteln geeignete Flächen existieren, hat die Stadt eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Das beauftragte Büro „tetraeder.solar gmbh“ hat mehrere geeignete, raumverträgliche Potenzialstandorte für Freiflächen-Photovoltaikanlagen im Stadtgebiet gefunden. Mit den Ergebnissen dieser Studie soll der Ausbau der Photovoltaik auf der Freifläche vorangetrieben und die Flächennachfrage von Interessierten gelenkt und zu bedient werden.

Die Analyse bewertet die Eignung des Dattelner Gemeindegebietes für die Errichtung von PV-Freiflächenanlagen grundlegend als positiv. Insgesamt identifiziert sie ein Gesamtpotenzial von 114,3 ha, welches sich in verschiedenen Bereichen des Stadtgebiets konzentriert und erneuerbaren Strom erzeugen kann.


Die Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass in den ausgewählten Bereichen - aufgrund der diversen Fließgewässer in Verbindung mit der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung der angrenzenden Flächen - eine erhebliche Verbesserung des ökologischen Zustandes angestrebt werden kann. Unter Berücksichtigung entsprechender Maßnahmen ermöglichen die PV-Anlagen, ein Refugium für Tier- und Pflanzenarten zur Verfügung zu stellen, die Entstehung von Wandertunneln für relevante Arten zu fördern und zur Bodenregeneration der zurzeit intensiv genutzten Flächen beizutragen.

Im Rahmen der ökologischen Analyse der identifizierten PV-Potentiale wurden acht Standorte (Cluster Nr. 1-8) auf ihre ökologischen Bedingungen und potentiellen Auswirkungen hin untersucht. Meist werden landwirtschaftliche Flächen ausgewählt, die anderweitig für die Landwirtschaft nicht mehr nutzbar sind. Mittlerweile werden allerdings auch Freiflächen-PV-Anlagen auf genutzten landwirtschaftlichen Flächen projektiert, und zwar so, dass die Fläche darunter nutzbar bleibt und sogar von der Verschattung profitiert. In diesem Fall spricht man von der sogenannten Agri-Photovoltaik.


Grundsätzlich sind insbesondere die betrachteten Flächencluster Nr. 1 bis 3 von besonderer Eignung für die Errichtung einer PV-FFA, da diese sich in direkter Nähe zu geschützten Fließgewässern befinden und im Wirkradius zum genannten FFH-Gebiet liegen, sowie eine Nutzungsänderung dieser Flächen einen unterstützenden Einfluss auf die Feuchtbiotope haben kann.

Cluster 1: 10,31 ha; Leistung 8.76 MWp; Ertrag 8.32 GWh; Versorgung 6402 Personen


Die analysierten Flächen befinden sich gemäß Landschaftsrahmenplan „Ost-Vest“ innerhalb des LSG „Dattelner Haardvordland“ und in unmittelbarer Nähe zu dem Naturschutzgebiet „Redder Bruch“ sowie in mittelbarer Nähe zum NSG „Mahlenburg Ost“. Aufgrund der durch die intensive Agrarnutzung verursachten Schadstoffeinträge in den Boden und die angrenzenden Gewässer ist somit eine Extensivierung der Flächennutzung und das Anlegen eines entsprechenden Gewässerrandstreifens als Puffer als aufwertende Maßnahme zu empfehlen.

Cluster 2: 17,49 ha; Leistung 14.87 MWp; Ertrag 14.13 GWh; Versorgung 10867 Personen

in unmittelbarer Nähe zum NSG „Sutum“

Cluster 3: 16,92 ha; Leistung 14.38 MWp; Ertrag 13.66 GWh; Versorgung 10508 Personen

Recklinghäuser Straße

Cluster 4: 21,86 ha; Leistung 18.58 MWp; Ertrag 17.56 GWh; Versorgung 13578 Personen

Hagem: Alte Hagemer Landstraße und Hachhausen


Flächencluster Nr. 4 zeigt mit seiner Lage innerhalb eines Moorbodenbereiches eine besondere Ausprägung: So ist generell eine weitere Zerschneidung des Gebietes zwischen Datteln und Oer- Erkenschwick nicht zu empfehlen, dennoch könnte simultan mit einer Wiedervernässung der Fläche nicht nur eine EEG-Vergütung in Anspruch genommen werden, sondern auch die Renaturierung des Moorstandortes erfolgen. Aufgrund des noch sehr hohen Forschungsbedarfs in diesem Bereich könnte die Realisierung einer Moor-PV-Anlage somit als Pilot-Projekt in Frage kommen.

Cluster 5: 4,61 ha; Leistung 3.92 MWp; Ertrag 3.72 GWh; Versorgung 2865 Personen

Olfener Straße / Natroper Weg.


Cluster Nr. 5 lässt eine besondere naturschutzfachliche Relevanz erkennen. Dabei ist aufgrund der Nähe nicht nur zu dem Naturschutzgebiet des „Dattelner Mühlenbaches“, sondern insbesondere zum FFH-Gebiet „Lippeaue“ eine detaillierte Prüfung möglicher Auswirkungen sinnvoll.

Cluster 6: 7,08 ha; Leistung 6 MWp; Ertrag 5.7 GWh;

Versorgung 4385 Personen

Nethöfelberg



Cluster 7: 5,76 ha; Leistung 4.9 MWp; Ertrag 4.66 GWh;

Versorgung 3581 Personen


Der Potentialstandort selbst befindet sich dabei auf einer Deponie und grenzt dabei sowohl an das Naturschutzgebiet „Deipe und Löringhof“ als auch an den als ökologisch beeinträchtigt beschriebenen Ölmühlenbach an.

Bezüglich Cluster Nr. 6 spielen vorwiegend Naherholungskriterien eine Rolle, während Cluster Nr. 7 aufgrund des Deponie-Standortes und dem damit einhergehenden Renaturierungspotential eine positive Eignung aufweist. Diese Aspekte müssen allerdings mit der Zielsetzung der Waldentwicklung in der Stadt Datteln abgeglichen werden.

Cluster 8: 24,85 ha; Leistung 21.12 MWp; Ertrag 20.06 GWh; Versorgung 15434 Personen


südlich des Neubaus des vorhandenen Kraftwerks

Flächencluster Nr. 8 ist mit der räumlichen Vorbelastung durch das vorhandene Kraftwerk als besonders geeignet zu betrachten, sofern als PV-Standorte ein besonderes Augenmerk auf bereits landschaftlich vorbelastete Areale gelegt wird. Sollte eben dies nicht gewünscht sein, da eine Ballung beeinträchtigender Elemente vermieden werden soll, so ist dieser Bereich dementsprechend nachrangig zu betrachten.

Im Anschluss an diese räumliche, auf die Standorte bezogene Analyse stellt sich jetzt die Frage, wie die verträgliche PV-Ansiedlung auch in puncto Gestaltung und Betrieb sichergestellt werden kann.

  • Finden sich Interessenten und Investoren für den Bau eines Solarparks auf den ausgewählten Freiflächen?
  • Lassen sich auf den gefundenen Freiflächen Solarparks wirtschaftlich betreiben?
  • Müssen Bebauungspläne erstellt oder angepasst werden?
  • Welche Genehmigungen müssen bei den zuständigen Behörden eingeholt werden?


Die Machbarkeitsstudie empfiehlt der Kommune bereits die Aufstellung bestimmter Rahmenbedingungen, wie Kriterienkataloge für Interessenten und Investoren.