Schoene neue Innenstadt

Schöne neue Innenstadt

03.11.2018

Die „schönste Stadt der Welt“ noch schöner zu machen, das ist das hochgesteckte (ambitionierte) Ziel der Dattelner Stadtplanung. Worauf die Öffentlichkeit bereits seit Monaten sehnsüchtig gewartet hat, hat die Stadt Datteln Ende September veröffentlicht: die Konkretisierung des gebietsbezogenen integrierten Handlungskonzeptes »Zukunftsfähige Innenstadt Datteln« isr endlich da und in seinen Kernaussagen vomAusschuss für Stadtentwicklung gebilligt worden.
Die Dattelner Fußgängerzone (Hohe Straße) an einem sonnigen November-Samstag 2018
Hat sich das lange Warten auf die Veröffentlichung dieses Konzeptes gelohnt?
Die Bestandsaufnahme und die Analyse der Dortmunder Konzeptentwickler post welter + partner lesen sich wie eine schallende Ohrfeige für die an den Planungen beteiligten verantwortlichen Kräfte in Politik und Verwaltung der letzten 50 Jahre: fehlgeleitet, uneinheitlich, lückenhaft. 40 Jahre nach der Umgestaltung der Hohe Straße (einschl. Neumarkt und Tigg) in eine weitläufige Fußgängerzone haben zahlreiche nicht aufeinander abgestimmte Nachbesserungen (Sanierung des mangelhaften Pflasters), Attraktivierungen (Blumenschmuck; Aufstellen von Symbolen des Kanals in der Stadt), Nutzungsänderungen (Öffnung von Teilen der Fußgängerzone für Autos und Fahrräder) das Erscheinungsbild der Innenstadt vielfach verändert. Die Konzeptentwickler vermissen in der Dattelner Innenstadt ein übergreifendes Ordnungsprinzip („geringe Gestaltqualität“); an vielen Stellen in der Dattelner Innenstadt fühlen sie sich nicht eingeladen zu verweilen („geringe Aufenthaltsqualität“); sie beklagen eine fehlende Begrünung („geringer Baumbestand und wenig Straßenbegleitgrün“); es fehlt ihnen eine zentrale Radwegeachse zur Durchquerung der Innenstadt; und sie bedauern, dass es für die zahlreichen Bewohner der Innenstadt außerhalb ihrer Wohnungen kaum Aufenthaltsmöglichkeiten gibt  („geringe Wohnumfeldqualität“).

Entsprechen die Schwerpunkte der Planer den Wünschen der Bürger?
Die Stimmung unter den Konferenzteilnehmern der Stadtteilkonferenz vom 06. Spet. 2018 zu den bislang entwickelten Ideen und Konzepten zur Attraktivierung der Innenstadt war um vieles  wohlwollender als bei der Vorstellung des Einkaufszentrums auf dem Schemm im Jahre 2014. Ja, es besteht sofortiger Handlungsbedarf für Veränderungen auf dem Schemm, auch der dringende Handlungsbedarf für eine Aufwertung des Tiggs ist unstrittig, und selbst dem Ruf nach Attraktivierung der Hohe Straße widerspricht niemand, soweit es Straßenmöblierung, Beschilderung, Beleuchtung, Begrünung betrifft.

Warum sahen sich die Entscheidungsträger mal wieder unter Zeitdruck?

Die Debatte um die Details der Ausgestaltung der Ideen und Konzepte hat gerade erst begonnen, die Zahl derer, die das „Konkretisierte Handlungskonzept“ hat lesen können, ist noch klein; dennoch galt es, bis zum 02.11.2018 qualifizierte Förderanträge bei der Bezirksregierung in Münster zu stellen. Dass in der Kürze der Zeit nicht alle offenen Fragen geklärt werden konnten, darf niemanden in Erstaunen versetzen.
An welcher Stelle ist in diesen Tagen im öffentlichen Raum darüber ernsthaft diskutiert worden, mit welchen inhaltlichen Beschreibungen diese Förderanträge untermauert werden sollten?
Lassen sich belastbare Förderanträge an die Bezirksregierung richten, ohne bereits konkrete Bauplanungen vorweisen zu können?
Wie genau und konkret müssen die Projekte beschrieben sein, für die bei der Bezirksregierung Fördergelder beantragt werden?
Ist das vorgelegte „Integrierte Handlungskonzept“ dafür konkret genug?
Wie flexibel lassen sich die von den Konzeptentwicklern als dringlich eingestuften Maßnahmen und in naher Zukunft umzusetzenden Schritte noch in seiner inhaltlichen Ausgestaltung beeinflussen?
Kann man heute formulierte inhaltliche Beschreibungen von angedachten Maßnahmen noch abändern, wenn sich nach längerer umfassender Debatte herausstellen sollte, dass sie den Wünschen der Bevölkerung zuwiderlaufen? - z.B. auch dann, wenn der Förderbescheid schon vorliegt.

Welche Vorschläge sollen sofort verwirklicht werden?

Für die erste Förderperiode (für das Jahr 2019) sind sechs Projekte vorgesehen:

  • externe Erarbeitung eines Mobiltätskonzeptes mit den inhaltlichen Schwerpunkten Verkehrsführung in der Innenstadt, Schaffung eines Radwegenetzes und Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, barrierefreie Stadtgestaltung;
  • Prüfung der Möglichkeiten und des Bedarfs der Unterstützung privater Hof- und Fassadenbegrünungen durch das Quartiersmanagement;
  • Ausschreibung eines Wettbewerbs „Entwurfsplanung Hohe Straße, Tigg und Neumarkt“ mit dem Ziel, für diesen Bereich der Innenstadt eine Planungsgrundlage zu erstellen: als zentrale Komponenten erwarten die Planer die Entwicklung von Ideen und Konzepte zu den Komponenten Pflasterung, Beleuchtung, Beschilderung, Grün und Wasser, Stadtmöblierung und Gestaltung der Eingänge in die Innenstadt;
  • Planung für die Freifläche Am Schemm: nach den Vorstellungen der Planer sollen für diesen Bereich Alternativvorschläge für die Nutzungen Parken, Aufenthaltsmöglichkeiten, Wohnbebauung und Einzelhandel als zentrale Komponenten erarbeitet werden,
  • Entwicklung eines Logos und einer Kampagne für die Innenstadt.
  • Erarbeitung eines Konzeptes für die Neugestaltung der Freiflächen rund ums Rathaus und den Dorfschultenhof.

Was ist von den einzelnen Vorschlägen der Stadtplaner zu halten?

Noch sollte Zeit sein, über alle diese Vorschläge ergebnisoffen zu diskutieren.
Lässt sich der Autoverkehr auf den innenstädtischen Straßen durch lenkende und leitende Maßnahmen wirklich nachhaltig reduzieren?
Welche Gründe führen dazu, für die Hohe Straße eine neue Pflasterung in die Diskussion zu bringen?
Führt eine Neupflasterung der Hohe Straße zu einer Beteiligung der Eigentümer an den Umbaukosten?
Welche Gründe führen dazu, im Bereich Am Schemm/Schützenplatz Wohnen und Einzelhandel vorzusehen?
Ist die angedachte Größe der Fläche für Eizelhandel im Bereich Schemm für die in der Stadt nachgefragten Produkte interessant?
Was veranlasst die Planer zu denken, dass ein Einzelhändler im Bereich Schemm dauerhaft erfolgreich sein kann?
Welche Voraussetzungen braucht ein Betrieb, um an dieser Stelle erfolgreich sein zu können?
Hat die Ansiedlung von Einzelhandel im Bereich Am Schemm Auswirkungen auf den Leerstand im Rest der Innenstadt?

Im Ausschuss für Stadtentwicklung hatte die Wählergemeinschaft Die Grünen noch einmal nachdrücklich darauf hingewiesen, dass die bislang vorliegende Fassung des gebietsbezogenen integrierten Handlungskonzepts „Zukunftsfähige Innenstadt“ in der Fassung vom 27.09.2018 von zahlreichen gravierenden Mängeln geprägt ist. Ihr Vertreter im Auschuss zeigte sich versöhnlich und stellte klar, dass die Wählergemeinschaft den von der Verwaltung vorgeschlagenen Weg für gangbar hält, dass die endgültige Beschlussfassung des überarbeiteten Handlungskonzeptes durch den Rat der Stadt Datteln in der ersten Gremienfolge 2019 erfolgen kann.


Der Antrag der Wählergemeinschaft,
  • die im Handlungskonzept enthaltenen Fehler zu berichtigen,
  • das Handlungskonzept um wichtige fehlende Informationen zu ergänzen,
  • das Handlungskonzept in seinen schwammigen Passagen weiter zu konkretisieren,
wurde einstimmig angenommen.
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