Radfahren in der Dattelner Innenstadt
25.10.2025
Recklinghausen erlaubt das Radfahren in der Innenstadt, Datteln verbietet es werktags zwischen 9 und 19 Uhr. Ein Artikel in der Dattelner Morgenpost hat die Diskussion um die Öffnung der Fußgängerzone für Radfahrende erneut angestoßen. Die neugebildete grüne Fraktion im Rat der Stadt Datteln wird die vorgetragenen Argumente für die Beibehaltung des Status quo oder für eine dauerhafte Öffnung der Hohen Straße sorgfältig abwägen und in den nächsten Wochen sicherlich zu einer Haltung im Sinne aller schutzwürdigen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer kommen. Dabei werden zwei Grundsätze unseren Abwägungsprozess beeinflussen:
1. Regeln müssen verständlich sein: Je undurchsichtiger und willkürlicher Regeln wirken, desto mehr stoßen sie auf Protest.
2. Vorschriften müssen akzeptiert werden, man muss im wahrsten Sinne an ihren Sinn glauben.
Wir dokumentieren hier die aktuell veröffentlichten Positionen:
Für die Beibehaltung des Status quo – Verbot des Radfahrens in der Fußgängerzone werktags zwischen 9 und 19 Uhr:
Fahrt dort, wo es erlaubt ist
Ein Kommentar von Lara Teschers , Dattelner Morgenpost , 22.10.2025
„Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.“ So steht es in der Straßenverkehrsordnung. Und wenn sich alle daran hielten, wären auch Fahrradfahrerinnen und -fahrer in der Dattelner Fußgängerzone kaum ein Problem – mal ganz abgesehen davon, dass Radfahren in der Fußgängerzone verboten ist.
Doch leider gibt es rücksichtslose Menschen, die auf ihren Rädern schnell an Fußgängerinnen und Fußgängern vorbeizischen und/oder waghalsige Manöver fahren. Dabei gefährden sie Passanten, die nicht damit rechnen, dass plötzlich ein Fahrrad von hinten kommt.
Ungemütliches Bummeln
Eine Fußgängerzone ist dazu da, Fußgängern Schutz zu bieten,damit diese gemütlich bummeln können. Alles andere als gemütlich ist es jedoch, wenn man aufpassen muss, nicht umgefahren zu werden. Häufigere Kontrollen wären daher wünschenswert – ich habe den Eindruck, dass viele Radfahrer nicht wissen, dass sie in der Hohen Straße tagsüber nicht fahren dürfen.
Ich bin selbst gern mit dem Fahrrad unterwegs, aber fahre über die Rottstraße/Martin-Luther-Straße, eine andere Möglichkeit ist die Route über Türkenort und Pahlenort. Das sind keine nennenswerte Umwege. So lang ist die Dattelner Fußgängerzone schließlich nicht.
Für die Öffnung der Fußgängerzone für Radfahrende:
Verbot ist keine Lösung
Robert Kroffke , Leserbrief an die Dattelner Morgenpost , 25.10.2025
Leider wird sowohl in Ihrem Artikel als auch in der Meinungsäußerung Ihrer Kommentatorin nur ein Blickwinkel auf das Thema Radfahren in der Fußgängerzone beleuchtet. Die Sicht der Radfahrenden wird leider komplett ausgeblendet. Statt einmal auf die Entwicklung in zahlreichen anderen Städten hin zu einem vernünftigen Nebeneinander in bisherigen Fußgängerzonen zu blicken, wird einseitig ein Beharren auf dem Status Quo (konsequentes Verbot des Radfahrens) befürwortet.
Radverkehr fördern
Es gibt durchaus Gründe, die für eine Öffnung des Radverkehrs sprechen. Nicht nur Fußgänger/innen haben ein besonders Schutzbedürfnis. Radfahrende haben es in Datteln nicht leicht. Der ADFC-Fahrrad-Klimatest belegt das Jahr für Jahr. Die von der Kommentatorin nahegelegten Umgehungen der Fußgängerzone sind alles andere als sichere Alternativen für Radler.
Als ewige Begründung für die Beibehaltung des Radfahrverbotes dienen rücksichtslose Raser. Ja, es gibt sicherlich Radfahrer/innen, die sich ihrer Verantwortung im Straßenverkehr nicht bewusst sind. Aber in welcher Gruppe von Verkehrsteilnehmern gibt es solche Menschen nicht? Viele von uns sind sowohl als Fußgänger, Radfahrer als auch als Autofahrer unterwegs. Da sollte es doch nicht so schwer sein, sich in die Perspektive anderer Verkehrsteilnehmer hineinzuversetzen.
Die Neugestaltung der Fußgängerzone ist ein Anlass, über ein neues Konzept nachzudenken. Es ist Zeit, einen Schritt weiterzukommen. Vom neugewählten Rat und Bürgermeister erwarte ich entsprechende Initiativen.