Nachbarn von nebenan

Nachbarn von nebenan – verschollen in Riga

Dieser Tage war Winfried Nachtwei nach Bottrop gekommen, um der Stadt dafür zu danken, dass sie in diesem Jahr dem Riga-Komitee beigetreten ist. Mit ergreifenden und aufrüttelnden Worten beschrieb er seinen jahrzehntelangen, unermüdlichen Einsatz, um den in Riga verschollenen Nachbarn aus unserer Region wieder einen Namen zu geben, ihnen ein Geischt zu verleihen, sie in das kollektive Gedächtnis der Heimat zurückzuholen. Seitdem er 1989 das erste Mal in Lettland war, setzt sich Winfried Nachtwei mit dem Holocaust in Riga auseinander. Er hat nicht nachgelassen, sich auf die Spuren dieser ehemaligen Nachbarn zu machen und sie aus dem Dunkel des Vergessens herauszuholen. Über die Jahre wurde die Gruppe immer größer, die er begeistern konnte, die sich heute – wie er – einbringen in diese teils bedrückende, aber auch zukunftsorientierte Aufarbeitung der Vergangenheit zu leisten. Gilt es doch, sich in Zeiten, in denen Antisemitismus und Rassismus wieder salonfähig zu werden scheinen, für die Bewahrung der Menschenwürde und Gleichheit für alle einzusetzen. In einem eindrucksvollen bebilderten Vortrag gelingt es ihm, die Geschichte der Deportationen und Ermordungen der Juden in Riga zu veranschaulichen und Einblicke in seine langjährige, intensive Spurensuche zu geben, seine Suche nach den Schicksalen der Deportierten, und sein erfolgreiches Wirken für eine würdige Gedenkstätte im Wald von Bikernieki bei Riga aufleben zu lassen.

Als Vetreter des Dattelner Heimatvereins, der sich dafür stark macht, dass unsere Stadt ebenfalls Mitglied im Riga-Komitee wird, und als Fraktionsvorsitzender der Dattelner Grünen bin ich nach Bottrop gefahren und habe Winfried Nachtwei die Grüße der Stadt Datteln überbracht, ihm für seinen aufopferungsvollen Einsatz gedankt und die besten Wünsche mit nach Datteln zurückgebracht, dass es bald etwas wird mit unserem Beitritt zum Riga-Komitee.

Denn wir wissen, dass im Januar 1942 auch dreizehn unserer jüdischen Nachbarn gezwungen wurden, ihre Heimat zu verlassen, und nach Riga deportiert wurden. Leider wissen wir nur sehr wenig über sie, über ihr Leben in Datteln. Wir wissen aber, dass keiner von ihnen die Mordmaschinerie der Nationalsozialisten überlebt hat, dass sie entweder im Sommer 1944 in Riga oder später im KZ Stutthoff bei Danzig ermordett wurden.


Am Rande der Veranstaltung in Bottrop: Theodor Beckmann, Bernd Tischler, Bottrops Oberbürgermeister,  Heike Biskup, Stadtarchivarin der Stadt Bottrop, und Winfried Nachtwei, Bundestagsabgeordeneter der Grünen von 1994-2009.
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