Droht uns jetzt ein Jahrhundertsommer?
01.06.2025
Wenn man in diesen Tagen auf das Wetter zu sprechen kommt, wird man regelmäßig mit der bangen Frage konfrontiert, ob uns in diesem Jahr hier in Datteln ein extrem heißer Sommer droht?
Wenn man den Klimaforschern glaubt, droht der gefährlichste Sommer seit Langem mit extrem hohen Temperaturen, weil Deutschland seit den 20er Jahren um 1 bis 2 Grad über dem letzten Klimamittel liegt. Das heißt, die Erwärmung ist in den vergangenen Jahren nach oben gesprungen.
Die Vorhersagen der Meteorologen vom Deutschen Wetter-Dienst für einen „Jahrhundertsommer“ basieren auf zahlreichen Klimamodellen der unterschiedlichen Wetterstationen: Insbesondere aufgrund anhaltend hoher Temperaturen im Atlantischen Ozean und einer äußerst niedrigen Bodenfeuchte begründen die Meteorologen ihre Prognose von langer und extremer Hitze und von ungewöhnlich großer Trockenheit für diesen Sommer. Denn mit ausgedörrten Böden und fehlender Verdunstung fehlt ein natürlicher „Kühlkreislauf“. Die jüngste Katastophe in den Schweizer Alpen gibt zu denken: Ein kleines Bergdorf liegt verschüttet unter den Massen eines aufgrund der warmen Temperaturen abgegangenen Gletschers.
Rächt sich die Natur an der Menschheit für die Versäumnisse, nicht genug in den Klimaschutz investiert zu haben und nicht genügend CO2 eingespart zu haben? Ist der Kipppunkt bereits überschritten? Oder lassen sich durch rigide Maßnahmen die Folgen des Klimawandels noch abwenden? Müssen wir, weil uns die Kosten für einen ernstzunehmenden Klimaschutz zu hoch waren, jetzt für die unbarmherzigen Folgen des Klimawandels teuer bezahlen?
Niedrigwasser am Rhein im extrem trockenen Sommer 2022
Folgt jetzt auf den extrem trockenen Mai ein besonders heißer Sommer?
Wochenlange Trockenperioden mit leer laufenden Talsperren und Niedrigwasser führenden Flüssen, Hitzewellen mit ihren unerträglichen Temperaturen und Tausenden von Opfern, sich häufende Starkregenereignisse mit zerstörenden Überschwemmungen: das sind die erschreckenden Begleiterscheinungen des schleichenden Klimawandels.
Seit dem Beginn der Wetteraufzeichnungen, ist die Durchschnittstemperatur im Kreis Recklinghausen um 1,7°C gestiegen – ein klarer Hinweis auf den fortschreitenden Klimawandel. Diese Erwärmung liegt über dem bundesweiten und nordrhein-westfälischen Durchschnitt, was zeigt, dass die Auswirkungen der Klimaerwärmung auch bei uns deutlich spürbar sind. Was vor einigen Jahren noch als mögliche Entwicklung galt, ist inzwischen eine unumstrittene Realität: Die Veränderung ist konstant, und sie ist menschengemacht.
Wir Grünen warnen seit über 30 Jahren vor den Folgen der Erderwärmung, vor dem CO2-Ausstoß in die Atmosphäre, vor den Entwicklungen, die das Leben auf unserem Planeten schwieriger, ja teilweise unmöglich machen. Leider haben die meisten Menschen diese Warnungen ignoriert, sie haben den Ernst des drohenden Notstandes nicht an sich ran gelassen.
Doch als Grüne in Datteln lassen wir nicht nach: Um die Zukunft der Menschen in unserer Stadt und in der Region zu sichern, um unseren Wohlstand zu bewahren, streben wir bis 2035 einen klimaneutralen Kreis Recklinghausen an. Nur so können wir den Klimawandel bremsen und die Lebensqualität für alle schützen.
Die trocken gefallenen Ufer des Hullerner Stausees im Sommer 2003
Hitzespitzen bis 40 Grad
Während Deutschland im vergangenen Jahr von den ganz extremen Hitzewellen verschont geblieben ist, traf es Südeuropa mit Rekordwerten. In Teilen Spaniens, Italiens und Griechenlands wurden Temperaturen gemessen, die seit Beginn der Wetteraufzeichnungen unerreicht waren. Nun deutet alles darauf hin, dass sich das Wettermuster 2025 verlagert – mit Mitteleuropa und vor allem Deutschland im Fokus.
Die Hitze im Sommer ist nicht ungefährlich.
Bei Tropennächten mit Temperaturen über 25 Grad kommt es zu keiner nächtlichen Abkühlung. Die Hitze verstärke Herz‑Kreislauf‑ und Atemwegsleiden, der Körper kann sich nicht regenerieren und das Herz-Kreislauf-System kollabiert schneller. Damit steigt auch die Gefahr für einen Hitzetod.
Insbesondere für ältere Menschen, chronisch Kranke, allein lebenden Menschen in Dachwohnungen, Obdachlose, Bauarbeiter und Menschen, die ungeschützt in der Sonne arbeiten, könnte der angekündigte Hitzesommer gefährlich werden.
Für ein stabiles und sicheres Klima
Für uns Grüne war es immer unumstritten, den Weg zur Klimaneutralität global und lokal gehen zu müssen. Leider ist in den letzten fünf Jahren in großen Teilen unserer Gesellschaft die Sinn für Klimaschutz verlorengegangen, ebenso die Erkenntnis, dass es großer Investitionen bedarf, um das Ziel der Klimaneutralität noch erreichen zu können – sei es bei der Installation neuer Heizungsanlagen, der Wärmedämmung, dem Einbau eines Energiespeichers oder dem Wechsel zum E-Auto. Für uns Grüne ist es unumstritten – und dieser drohende Hitzesommer verdeutlicht es nur erneut -, dass die Finanzierung dieser Investitionen zur klimaneutralen Erneuerung eine Generationenaufgabe ist, die entscheidend für das langfristige menschliche Leben auf diesem Planeten ist und die deshalb teilweise auch öffentlich gefördert werden sollte.
Das Niedrigwasser im Rhein bingt der Schifffahrt nachhaltige Einschränkungen.
Für vorsorgende Anpassungen an ein verändertes Klima
Indem wir unser Wirtschaften und Leben klimaneutral gestalten, bekämpfen wir die Ursachen des Klimawandels. Aber im Angesicht der sich verschärfenden Auswirkungen der Klimakrise, im Angesicht weiterer extrem heißer und knochentrockener Sommer müssen wir weitaus stärker Vorsorge leisten. Wie groß die Schäden durch die Klimakrise sind, hängt auch davon ab, wie gut wir uns darauf vorbereitet haben. Die Anpassung an die Klimakrise ist deshalb eine gesellschaftliche, ökonomische und soziale Kernaufgabe der kommenden Jahre und Jahrzehnte. Im Mittelpunkt stehen dabei für uns die Menschen, die wir mit Blick auf die eigene Selbstschutzfähigkeit unterstützen wollen. Die Kommunen tragen die Hauptlast der Anpassungen – auch über ihre sozialen Dienstleister, freien Träger und gemeinnützige Organisationen –, die uns als gesamte Gesellschaft betreffen. Unser Einsatz gegen die Klimakrise hat dabei Vorrang, da Klimaanpassung allein die Schäden der Klimakrise nicht kompensiert.
Hier vor Ort müssen wir Klimaschutz einfacher, bezahlbarer machen und Umsetzungsprobleme pragmatisch lösen. Hier vor Ort müssen wir den Prozess der Klimaanpassung verstärken und Maßnahmen gegen die bereits eingetretenen und zukünftigen Folgen des Klimawandels einleiten, um Schäden von Mensch und Tier abzuwenden oder zu reduzieren.

Niedrigwasser im Rhein bei Rees 2022