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STADT DATTELN VERTRAUT AUF GLYPHOSAT
20.12.2017

Die Stadtverwaltung räumt ein, ein glyphosathaltiges Wildkräutervernichtungsmittel zu benutzen. Damit taucht Datteln zu Recht – anders als die Nachbarstädte Waltrop, Oer-Erkenschwick, Haltern am See und Marl – nicht in einer interaktiven Karte glyphosat- bzw. pestizidfreier Kommunen auf, die vom BUND zusammengestellt wurde. Deutschlandweit verzichten demnach bereits 90 Städte und Gemeinden auf Glyphosat und andere Pestizide bei der Pflege ihrer Grün- und Freiflächen.


In ihrer Antwort auf eine Anfrage der Wählergemeinschaft Die Grünen bestätigt die Stadtverwaltung der Politik: „Die Abteilung Grünanlagen/Friedhöfe des Fachbereichs 7 der Stadtverwaltung Datteln setzt begrenzt Round up und Vorox auf gärtnerisch genutzten Flächen ein.“ In den letzten zwei Jahren seien etwa 20 Liter Round up (Wirkstoff Glyphosat) und 1,5 KG Vorox Express (Wirkstoff Pelargonsäure) ausgebracht worden.

Die Verwaltung erläutert, dass sie diese Mittel vor allem in Bepflanzungen eingesetzt hätte, „die mit hartnäckigen, rhizomenden Wildkräutern wie Quecke, Girsch oder den japanischen Staudenknöterich versehen sind“ und wo eine „mechanische Beseitigung nicht zielführend“ gewesen wäre. Sie rechtfertigt den Einsatz von Round up und Vorox mit den Worten: „Ohne diesen Einsatz wären Komplettausfälle von Anpflanzungen nicht zu vermeiden.“

Dass es auch anders geht, beweisen die Nachbarstädte Waltrop, Oer-Erkenschwick, Haltern am See und Marl. Die Wählergemeinschaft Die Grünen wünscht sich, dass auch Datteln schnellstmöglich die Voraussetzungen erfüllt, in diese Liste der pestizidfreien Kommunen des BUND aufgenommen werden zu können. Mit dem Bekenntnis zur pestizidfreien Kommune kommen wir als Kommunalpolitiker unserer Verantwortung für Menschen und Umwelt nach. Wir wollen zeigen, es geht auch ohne Glyphosat.

Glyphosat gilt laut Krebsagentur der Weltgesundheitsorganisation als wahrscheinlich krebserregend beim Menschen und ist mitverantwortlich für das dramatische Insektensterben und den Verlust der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft. Das Totalherbizid vernichtet alle Wildkräuter und entzieht dadurch Insekten die Nahrungsgrundlage und den Lebensraum. Das Insektensterben wiederum gefährdet auch andere Tierarten und letztlich die Lebensmittelproduktion für Menschen, denn rund zwei Drittel der Kulturpflanzen sind auf Bestäuber angewiesen.

Kommunen haben viele Möglichkeiten für eine pestizidfreie Pflege ihrer Grün- und Freiflächen. Für die Reinigung von Wegen seien mechanische und thermische Geräte eine gute Alternative zu chemischen Unkrautvernichtern. So begrüßt die Wählergemeinschaft Die Grünen das Engagement der Verwaltung, dass sie seit 2016 nicht gärtnerisch benutzte Freiflächen, ebenso versiegelte Flächen, „mit einem thermischen Verfahren (heißes Wasser) behandelt“, auch wenn diese Behandlungsmethode wesentlich personal-, und kostenaufwendiger sowie weniger wirksam in der Nachhaltigkeit ist.

Im Bewusstsein der Bevölkerung sollte sich der Gedanke verankern, dass es sowohl in der Landwirtschaft als auch in den Kommunen und in Hobbygärten umweltfreundliche Alternativen zu Glyphosat gibt, die Insekten wie Bienen und Wildbienen nicht gefährden. Blütenreich und ohne Gift – das sollte das Motto aller Städte und Gemeinden sein. Städte erfüllen viele Funktionen. Sie sind Orte der Erholung und Umweltbildung, Rückzugsgebiete für bedrohte Insekten wie Wildbienen und sogar Lebensmittel wie Obst, Gemüse und Honig werden in Städten produziert. Gifte haben in dieser Umgebung nichts zu suchen.

Nachtrag:
In seiner Sitzung am 9. Mai 2018 hat der Rat der Stadt Datteln den folgenden Beschluss gefasst:
Die Stadt Datteln verzichtet bei der Wildkräuterbekämpfung auf städtischen Flächen auf den Einsatz von glyphosathaltigen Mitteln. Restbestände werden für den Einsatz zum Schutz gegen Pflanzen, die eine gesundheitliche Gefährdung darstellen, aufgebraucht.
Die Verwaltung legt bis zu den Haushaltsplanberatungen ein Konzept zur Kompensation bzw. Verbesserung des Grünflächenmanagements durch Sach- und Personalmttel vor.


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