Bei allem Trotz und Frust: Demokratie und Rechtsstaat haben funktioniert
06.10.2025
Nach der Verkündung des amtlichen Ergebnis sei der Bürgermeister —Stichwahl übertrumpften sich zahlreiche Nutzer der Kommentarspalte der Dattelner Morgenpost mit Schmähungen in nicht hinnehmbarem Ausmaß.
Aufgebauscht von konservativen Populisten und Verschwörungstheoretikern malten sie ein völlig falsches Bild der Wirklichkeit an die Wand: „fehlende Glaubwürdigkeit, Vertrauensverlust in demokratische Prozesse, Verarschung der Bürger“, so lauteten die Vorwürfe der Kritiker. Ihnen geht es nicht um die Sache, ihnen geht es nur um Emotionen.
Dabei übersehen sie bewusst, dass das schlussendlich festgestellte Ergebnis auch von der CDU und dem CDU—Bürgermeisterkandidaten mitgetragen werden und auch sie auf eine weitere Neuauszählung weiterer Wahlbezirke verzichteten.
Dass nach dem extrem knappen Ergebnis seitens des Wahlleiters Unregemäßigkeiten festgestellt wurden, wirft natürlich kein gutes Licht auf die Wahlhelfer im Wahllokal. Sicherlich wird man ihnen eine Rüge erteilt haben.
Als anständige Demokraten sollten wir uns ernsthaft darüber Gedanken machen, wie wir die Spaltung unserer Stadtgesellschaft überwinden und den Zusammenhalt der Bürgerinnen und Bürger stärken können.
Unser Ratsmitglied Daniel Toschke berichtet aus der Sitzung des beschlussfassenden Wahlausschusses:
Was war geschehen?
Die Stichwahl zum Bürgermeister fand am Sonntag, 28. September, statt. Bei der Prüfung der Wahlniederschriften am Montag fiel im Wahlbezirk 3 (Albert-Schweitzer-Schule) eine Abweichung auf: 412 Stimmzettel, aber nur 402 Abgabevermerke. Die Nachzählung zeigte: Anstelle von 222 Stimmen für André Tost waren tatsächlich 212 Stimmen abgegeben worden. Offensichtlich wurde bei der Stapelzählung in 20er-Bündeln der letzte, nicht volle Stapel falsch erfasst. Es handelte sich um ein menschliches Versehen, das korrigiert werden konnte. Der Wählerwille blieb unangetastet.
Stichwahl des/der Bürgermeisters/in - Stadt Datteln

Berichtigung und Nachprüfung
Durch die Korrektur vergrößerte sich der Vorsprung von André Dora zunächst auf sieben Stimmen.
Um die Transparenz zu stärken, ordnete der Wahlausschuss zusätzlich eine stichprobenartige Nachzählung von zehn Wahlbezirken an. Dabei kam es zu minimalen Abweichungen von ein bis zwei Stimmen. Diese beruhten zumeist auf unterschiedlich gewerteten ungültigen Stimmen, hatten aber keinen Einfluss auf die Verteilung zwischen den Kandidaten. Systematische Fehler wurden nicht festgestellt.
Eine flächendeckende Nachzählung ohne konkreten Anlass wäre rechtlich unzulässig und hätte die ehrenamtlichen Wahlhelferinnen und Wahlhelfer unter Generalverdacht gestellt. Dafür gab es nicht den geringsten Anhaltspunkt. Im Gegenteil: Ihre Arbeit hat sich als sorgfältig und verlässlich erwiesen. Im amtlichen Endergebnis, das der Wahlausschuss am Dienstag feststellte, blieb André Dora Bürgermeister der Stadt Datteln mit einem Vorsprung von fünf Stimmen.
Klarheit und Einordnung
Die Auszählungen erfolgten parteiübergreifend. Immer zwei Personen aus unterschiedlichen Parteien bildeten ein Team, so auch unser Ratsmitglied Daniel Toschke gemeinsam mit einem SPD-Mitglied. Herr Liebermann von der Stadt Datteln erläuterte die Vorgänge im Detail, um den Prozess für alle nachvollziehbar zu machen.
Im Ausschuss äußerten Bürgerinnen und Bürger die Sorge, es könnten zusätzliche Stimmzettel untergeschoben worden sein. Diese Vermutung konnte widerlegt werden: Tatsächlich waren es zehn Stimmzettel weniger und zwar weniger für André Tost. Bei weniger Stimmzetteln ist eine nachträgliche Hinzufügung ausgeschlossen.
Auch CDU und SPD erklärten, keine Bedenken zu haben. André Tost akzeptierte die Berichtigung gefasst und begleitete die Sitzung als Beobachter souverän und fair.
Unsere Haltung
Der Wahlausschuss beschloss, das Ergebnis transparent zu vertreten und damit Verunsicherungen in der Bevölkerung entgegenzutreten.
Wir als Wählergemeinschaft Die Grünen Datteln und auch der neue Ortsverband von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Datteln betonen: Die ehrenamtlichen Wahlhelferinnen und Wahlhelfer in unserer Stadt haben sorgfältig, verantwortungsvoll und unter großem Einsatz gearbeitet. Dafür gebührt ihnen unser ausdrücklicher Dank.
Wir gratulieren André Dora zu seinem Wahlsieg und sprechen André Tost unseren Respekt für seinen fairen Umgang mit der Situation aus. Dass er eine erneute Kandidatur ins Auge fasst, begrüßen wir ausdrücklich. Denn lebendige Demokratie lebt von Vielfalt. Eine so knappe Entscheidung zeigt, wie wertvoll es ist, dass die Bürgerinnen und Bürger zwischen starken demokratischen Alternativen wählen können.
Transparenz, Fairness und Vertrauen in demokratische Verfahren sind die Grundlage unseres Zusammenlebens. Dafür setzen wir uns ein.