Ausgabe von Jodtabletten

Ausgabe von Jodtabletten

Schutzmaßnahme bei einem schweren Unfall in einem Kernkraftwerk
14.03.2018

Anfrage der Wählergemeinschaft Die Grünen an die Verwaltung bezüglich der Möglichkeit der Herausgabe von Jodtabletten an die Bevölkerung im Störfall des AKW Tihange 1 (Belgien) bei der Stadt Datteln

in den letzten Monaten kam es laut Angaben der belgischen Regierung vermehrt zu Störfällen im  Kernkraftwerk Tihange 1 in Belgien.  Laut verschiedener Quellen, darunter der WDR und der Stern, stellt die belgische Regierung ihren BürgerInnen Jodtabletten kostenfrei zur Verfügung. Auch im Großraum Aachen erhalten die BürgerInnen seit September 2017 vorsorglich Tabletten. Dies ist leider auch nötig, denn im  Störfall mit Austritt von radioaktivem Material, schützen Jodabletten in hoher Dosierung die Schilddrüse vor krebserregender Verstrahlung.

Tihange 1 befindet sich lediglich gut 250 km von Datteln entfernt und somit im Zweifelsfall deutlich im Gefahrenbereich. Der WDR berichtet seit 2013 bis heute von insgesamt 14 so genannten "Precursor-Fällen", also Vorstufen eines Störfalls.   Deshalb ist die Wählergemeinschaft die Grünen besorgt, ob für einen eventuellen Störfall eine ausreichende Vorsorge seitens der Stadt Datteln getroffen wurde.

Sowohl die Bundes- als auch die Landesregierung scheinen bisher kein besonderes Interesse zu haben, die BürgerInnen entsprechend zu schützen. Diese Verantwortung liegt also nach deren Meinung in der Verantwortung der Kommunen.
Deshalb fragen wir hiermit offiziell bei der Verwaltung der Stadt Datteln an, ob

1. ausreichende Vorräte an Jodabletten bei der Stadt vorhanden sind und

2. entsprechende Ausgabestellen unverzüglich eingerichtet werden können, die für jeden Bürger fußläufig erreichbar sind. Und falls ja: wo befinden sich diese?

3. Falls o.g. nicht der Fall ist: gedenkt die Verwaltung dies zeitnah zu ändern?

4. Wie bewertet die Verwaltung die Notwendigkeit? Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass bereits einige grenznahe  Kommunen entsprechende Maßnahmen ergriffen haben.

Warum Jodtabletten?

Tritt bei einem schweren Unfall in einem Kernkraftwerk radioaktives Jod aus, dann kann dieses Jod durch Einatmen vom Körper aufgenommen und in der Schilddrüse gespeichert werden. Damit steigt die Gefahr, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken.
Damit Sie im unwahrscheinlichen Fall eines solchen Unfalls davor geschützt werden, planen die Katastrophenschutzbehörden Schutzmaßnahmen (diese Maßnahmen werden Notfallschutzmaßnahmen genannt); dazu gehört auch das Verteilen spezieller Jodtabletten. Diese Jodtabletten verhindern das Einlagern von radioaktivem Jod in der Schilddrüse.
Bei rechtzeitiger Einnahme von Jodtabletten ist die Schilddrüse bereits mit nicht-radioaktivem Jod gesättigt, bevor radioaktives Jod durch Einatmen aufgenommen werden kann - dies nennt man Jodblockade. So schützen Sie sich vor einer erhöhten Gefahr, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken.

Kaliumiodidtabletten dienen zum Schutz der Schilddrüse, falls es bei einem kerntechnischen Notfall zur Freisetzung radioaktiven Jods kommt. Sie dürfen nur nach ausdrücklicher Aufforderung durch die Katastrophenschutzbehörden eingenommen werden, da nur sie einen Überblick über die Gefahrensituation haben.
Kaliumiodidtabletten der Firma G.L. Pharma GmbH sind auf dem deutschen Markt zugelassen und rezeptfrei erhältlich.

Diese Informationen stammen von einer Seite des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
www. jodblockade.de
Nachtrag

Die Verwaltung hat unsere Anfrage dahingehend beantwortet, dass
1. beim Kreis Recklinghausen - als zuständiger Katastrophenschutzhörde - eine ausreichende Menge an Kaliumjodidtabletten für die Versorgung der bezugsberechtigten Personen zur Verfügung stehe,
2. der Kreis derzeit zusammen mit den kreisangehörigen Städten ein Konzept für die Verteilung von Kaliumjodidtabletten an bezugsberechtigte Personen im Ereignisfall erarbeite; ein abschließendes Ergebnis liege aber noch nicht vor,
3. siehe Antwort zu 2.,
4. das Innenministerium des Landes NRW das Risiko als sehr gering einschätze, dass eine Jodblockade erforderlich werde, angesichts der geringen Eintrittswahrscheinlichkeit und des absehbaren Laufzeitendes der belgischen Kernkraftwerke.
Gleichwohl bereite der Kreis Recklinghausen als Katastrophenschutzbehörde die Ausgabe vom Kaliumjodidtabletten an die bezugsberechtigte Bevölkerung im Ereignisfall vor. Hierbei sei der Kreis auf die Mitwirkung der Städte angewiesen.

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